IM DORF


Stück


Im Dezember 1944 wurde ein Verhältnis zwischen einem französischen Gefangenen und einer Leogangerin denunziert. Die Frau kam ins KZ, der Mann in Gestapo-Haft. Nach drei Monaten gelang ihm die Flucht; er schlug sich nach Leogang durch und fand Unterschlupf in einem Stadel. Doch sein Versteck wurde entdeckt, und er und ein Kamerad, der ihm Essen gebracht hatte, fielen unter den Schüssen ihres Wachmannes. Sie wurden auf dem Leoganger Friedhof beigesetzt und nach dem Krieg nach Frankreich überstellt. Das ist die eine Geschichte.

Die andere Geschichte handelt von einem französischen Gefangenen, der davon überzeugt war, dass er den Krieg ohne die Verpflegung durch den Bauern, bei dem er arbeitete, nicht überlebt hätte, und vor vier Jahren verfügte, dass seine Asche auf dessen Hof beigesetzt werden sollte. – Zwei Geschichten, die wie ein Spiegel voreinander stehen, keine vollständig ohne die andere.

Sie waren der Ausgangspunkt für eine breit angelegte Recherche, Gespräche mit Zeitzeugen und ihren Angehörigen, Lektüre von Briefen, Prozessakten und anderen Dokumenten. Dabei sind neue Geschichten aufgetaucht, erzählte und unerzählte, Schicksale und Anekdoten – ein Portrait des Sozialen in einer zutiefst widersprüchlichen Zeit. IM DORF ist ein Cluster aus Stimmen, die einander ergänzen oder widersprechen, ein Dialog mit der Landschaft, mit dem Dorf.