IM DORF


Ort


März 1945. Die Herrschaft der Nationalsozialisten und der Zweite Weltkrieg standen kurz vor dem Ende. Bis auf wenige Ausnahmen – Männer, die als "unabkömmlich" eingestuft wurden – waren nur mehr Frauen, Alte und Kinder im Dorf. Und Gefangene. Und Zwangsarbeiter. Ganze Landstriche wurden im Osten Europas entvölkert, ihre Einwohner verschleppt, um gemeinsam mit den Kriegsgefangenen die Arbeit der eingerückten Männer im "Deutschen Reich" zu übernehmen.

In Leogang arbeiteten im Magnesitwerk russische Kriegsgefangene; Polen, Ukrainer und französische Gefangene lebten neben und mit den Einheimischen: Die zivilen Zwangsarbeiter auf den Höfen, die Gefangenen in einem Lager im Dorf; sie waren nur tagsüber zur Arbeit bei den Bauern. Das Regime tat alles, um Beziehungen zwischen Einheimischen und Fremden zu verhindern: Die Arbeitskräfte sollten an getrennten Tischen essen, Freundschaften waren unerwünscht, Liebesbeziehungen wurden streng bestraft.

Auch in Leogang haben sich einige einschlägige Ereignisse im kollektiven Gedächtnis verankert. So die Geschichte einer Frau, die wegen der Schwangerschaft von einem Polen nach Ravensbrück deportiert wurde; der Vater des Kindes verschwand spurlos. Und auch der gewaltsame Tod zweier Franzosen war indirekt die Folge einer angeblichen Liebesbeziehung.