Stück
Über den Atriden, den Nachkommen des mykenischen Königs Atreus, liegt ein Fluch. Seit Generationen führt er zu Schuld und Verstrickung, zu Rache, Sühne und neuer Schuld. So auch bei Agamemnon, der seine Tochter für guten Wind auf der Heerfahrt nach Troja opfert; bei seiner Rückkehr aus dem Krieg findet er in den Armen seiner Frau den Tod.
Doch Agamemnon hat noch einen Sohn: Orest. Fern von der Mutter aufgewachsen, wird er vom Gott beauftragt, den Mord am Vater mit einem Muttermord zu rächen. – Er tut, wie ihm geheißen: Klytämnestra, die Gattenmörderin, stirbt. Und die Erinnyen, schreckliche Rachegeister, erwachen. Sie verfolgen Orest mit Wahnsinn bis ans Ende der Welt. Dort wird ihm von den Göttern selbst der Prozess gemacht: Was ist schlimmer: der Verstoß gegen die menschliche Ordnung, gegen den Vertrag zwischen den Gatten – oder der Verstoß gegen das Recht der Natur, gegen das Band zwischen Mutter und Sohn?
Athene, die Vertreterin einer neuen sozialen Ordnung, steht den archaischen Kräften der Unterwelt gegenüber. Die Erinnyen sollen sich in Eumeniden verwandeln, wohlmeinende Göttinnen, die reich den Segen der Erde spenden. Als Preis dafür verspricht ihnen Athene und mit ihr die Menschen ewige Verehrung. – Doch werden sich diese an den Vertrag erinnern, wenn die unmittelbare Gefahr einmal gebannt ist?
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