Erzgang

Ort

Leogang, heute ein bekannter Winter- und Sommersportort, ist einer der ältesten Bergbauorte Österreichs. Bereits vor über 3000 Jahren sind dort Abbaue belegt. Dennoch bleiben die Spuren dieser Geschichte dem allgemeinen touristischen Blick eher verborgen. Erst im taleinwärts gelegenen Ortsteil Hütten stößt man auf sie: Neben einer kleinen Kapelle, die den Bergbauheiligen gewidmet ist, und einem alten Forsthaus, das ein Bergbau-Museum beherbergt, weist auch der Hütt-Wirt auf die Bergbau-Tradition des Ortes hin. Wenn man nun dem sich verengenden Tal weiter folgt, gelangt man auf einen Güterweg, der an einem Bach entlang und an Knappen-Häusern vorbei schließlich in das alte Bergwerksgebiet führt. Bis 1899 wurde im Schwarzleo-Tal unter anderem Kupfer, Nickel und Kobalt abgebaut. Das Leoganger Silber war von so hoher Qualität, dass die Salzburger Erzbischöfe ihren begehrten Silbertaler daraus prägen ließen; im Zweiten Weltkrieg wurde der Abbau noch einmal aktiviert, um die Nickelmünzen des Deutschen Reichs herzustellen. Nach der Schließung des mittelalterlichen Stollensystems wurde ein Stück weiter talauswärts Magnesit gefunden; der Bergbau florierte noch einmal und verhalf der Gemeinde bis 1970 zu einigem Wohlstand; interessanterweise wurde der letzte Leoganger Stollen im selben Jahr geschlossen, in dem der erste Schilift seinen Betrieb aufnahm.

1989 wurden zwei Stollen des mittelalterlichen Bergwerks erneut zugänglich gemacht. Sie stammen aus dem 14. Jahrhundert und sind von Hand in den Berg geschlagen; der tägliche Fortschritt betrug dabei einen Zentimeter. Aus diesem Grund sind die Gänge schmäler als in den meisten zugänglichen Bergwerken, sie winden sich durch das Gestein, als hätte sich die Silhouette eines menschlichen Körpers einen Weg gebahnt. Dadurch entsteht eine eigenwillige, labyrinthische Atmosphäre, die von der speziellen Akustik der Stollen noch unterstützt wird. Der Betrachter befindet sich wie im Inneren eines Körpers, in einer Welt außerhalb von Zeit und Raum.