Ort
Leogang war einer der Brennpunkte eines äußerst unrühmlichen Kapitels der Salzburger Landesgeschichte: 1731/32, als sich die religiöse Lage in ganz Europa bereits weitgehend beruhigt hatte, brach im Fürsterzbistum eine beispiellose Jagd auf die evangelischen „Ketzer“ los. Trotz Protesten aus ganz Europa wurde innerhalb von zehn Monaten ein Fünftel der Bevölkerung unter unmenschlichen Bedingungen und Verletzung internationaler Abkommen des Landes verwiesen.
Der Vertreibung war eine Zeit der relativen Duldung vorausgegangen, die auch dadurch bedingt war, dass viele Protestanten im wirtschaftlich bedeutenden Bergbau arbeiteten. Durch zugereiste Knappen, fahrende Händler und die zunehmende Verbreitung von einschlägigen Druckschriften hatte der neue Glaube in Salzburg immer mehr Anhänger gefunden. Vor allem waren es aber die damaligen Missstände in der Kirche und die als ungerecht und untragbar empfundenen Abgaben, die den Zulauf zum Protestantismus förderten.
In Leogang und Umgebung, wo 1731 mit 2.000 bekennenden Protestanten 10% aller Evangelischen im Land Salzburg leben, ist die protestantische Bewegung eng mit den Namen Hans und Bartholomäus Hoyer verbunden. Als Bauern in Vorderrain sind sie nicht nur Besitzer eines angesehenen Hofes, sondern stehen auch in einer damals schon 100-jährigen evangelischen Familientradition; an Sonntagen versammeln sich die Protestanten in ihrem Obstgarten, um die Predigt zu hören. So nimmt es nicht wunder, dass die beiden Brüder unter den Ersten sind, die sich an der Spitze einer Abordnung Leoganger Männer protestantisch erklären – sie sind auch unter den Ersten, die einer Verhaftungswelle im Herbst 1731 zum Opfer fallen. Im Mai 1732 werden sie, kaum aus der Haft entlassen, des Landes verwiesen.
Auf der Suche nach einer neuen Heimat fanden die meisten Vertriebenen Aufnahme in Preußen, dessen Ostgebiete durch die Pest entvölkert waren. Ein kleinerer Teil zog nach Holland; einige gelangten über England bis nach Amerika. Von Leogang jedoch heißt es noch 1733 in einem Missionsbericht der Jesuiten: „Es war, als ob gleichsam das ganze Leogang der fressende Közer funkhen gefasset hätte!“
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